Grundsätzliches zur Jagd

16. Mai 2019

Jagdschein

Grundsätzliches zur Jagd

Eigentlich wollte ich nur Waffen tragen. Ich war ja schon Sportschütze.
Mit der Jagd hatte ich mich nie beschäftigt. Bis eines Tages ein Vereinskollege mit einer geladenen Kurzwaffe am Gürtel den Raum vor dem Schießstand betrat. Als ich ihn auf das Waffenverbot ansprach, meinte er nur: „Ich bin auf dem Weg in mein Revier“. Ja, so war die Rechtslage damals. Ein Waffenschrank war auch nicht vorgeschrieben.
Also habe ich mich nach einem Kurs erkundigt und bin sofort fündig geworden.

Ansitz

Den Jagdschein machen

Geht das so einfach? Ja, das geht. In jeder größeren Stadt gibt es Kreisjägerschaften, die selbst oder in Zusammenarbeit mit anderen KJS Kurse anbieten.
Die Kurse sind intensiv. Einfach mal hingehen reicht also nicht. Fachliteratur und andere Materialien kommen zu den Kosten hinzu. Der Kurs dauert in der Regel 60 Abende, 2 mal wöchentlich. Durch Urlaub verpasste Einheiten bringen die Teilnehmer durch die verpassten Lerninhalte in Schwierigkeiten.
Der Zusammenhalt und die Unterstützung innerhalb eines solchen Kurses ist sehr groß. Allerdings treffen hier sehr unterschiedliche Menschen aufeinander. Arme und Reiche, Handwerker und Akademiker.

Jagdschein

Inhalte des Jagdkurs

Zur Vorbereitung auf die Brauchbarkeitsprüfung zur Erlangung des Jagdscheines sind die aufgeführten Themen an 60 Abenden zu vermitteln. Die Schießausbildung findet auf dem Schießstand statt, wofür 4-5 Stunden zu veranschlagen sind.

  • Jagdrecht
  • Wildtierkunde
  • Jagdhunde und Jagdpraxis
  • Wildhege und Naturschutz
  • Waffen- und Schießwesen
  • Prüfung Jagdschein

Die Prüfung besteht aus drei Teilen. Dem schriftlichen Teil, dem Schießen und dem mündlichen Teil.
2 Prüfungsteile kann man selbst beeinflussen: Schriftlich und Schießen. Beim mündlichen Teil muss man Glück haben, dass einem die richtige Frage gestellt wird. Im Bundesdurchschnitt fallen 10-30% der Prüflinge durch.
Viele private Ausbildungsinstitute bieten den Jagdkurs als Intensivkurs an einem Wochenende an. Wer glaubt, den Kurs so bestehen zu können, hat im Wald nichts zu suchen.

Kosten Jagdschein

Kosten Jagdschein

Natürlich sind es nicht nur die reinen Kursgebühren. Diese liegen bei einem KJS bei ca. Euro 1.300,00 plus Schießen Euro 450,00. Dazu kommen noch Lehrmittel in Form von Büchern und Fragebögen. So kostete dieser Kurs knapp Euro 2.000,00. Die Prüfung kostet nochmal so um die Euro 250,00. Ausstellung Jagdschein (3 Jahre) plus Versicherung nochmal Euro 500,00……
Und schon ist man Jungjäger.

Jagdkleidung

Ausstattung Jungjäger

Zuerst braucht man eine Jagdausrüstung.
Ohne Erfahrung kauft man oft das Falsche. Angefangen von Kleidung mit Klettverschlüssen bis hin zum falschen Fernglas und Waffen.
Zur Grundausrüstung gehören Schuhe, Hose, Jacke, Hut (wichtig). Auch ich habe am Anfang nur „Marken“ gekauft und erst in der Praxis deren Nachteile kennen gelernt.

Stammtisch

Jagdkleidung

Ja, ich hatte nur Markenklamotten. Alles rausgeschmissenes Geld! Elch-Jacke mit Klettverschluss. Dünne Hemden mit Jagdmotiven. Hosen mit Klettverschluss. Im Winter habe ich in diesen Sachen ewig gefroren. Es ist egal, welche Kleidung man trägt. Sie soll schützen und warm halten. Dem Wild ist das sowieso egal. Im Winter Zwiebelschalenprinzip, also mehrere Kleidungsstücke übereinander. Nichts, was Geräusche macht, wie Klettverschlüsse oder steife Plastikjacken, die bei jeder Reibung klappern.

Jagdschein

Stiefel

Knöchelhoch sollte er schon sein. Und vor allem bequem. Wie bei der Bundeswehr: Gebraucht ist immer die besten.
2-3 Paar reichen. Ein Paar für den Sommeransitz, ein Paar für den Winteransitz und ein Paar zum Laufen. Ganz selten braucht man auch Gummistiefel, z.B. zum Laufen in nassen Ecken im Revier. Viel wichtiger sind die Socken. Keine Plastiksocken, nur Baumwollsocken.

Jagdschein

Waffen

Ein endloses Thema… Aber ich war ja Sportschütze und wusste, worauf ich achten muss. Sicher ist, dass eine Kurzwaffe für die normale Jagd überhaupt nicht notwendig ist. Auch ich trug meine Lieblingswaffe S&W 686 .357 Magnum mit 6″ Lauf am Gürtel. Sie hat mir immer die Hose ausgezogen und war immer im Weg. Als Gast in einem fremden Revier trug ich nachts auch eine Kurzwaffe. Überfälle sind nicht so selten.
Wichtiger ist die Langwaffe. Meine letzte war eine Sauer 90, damit habe ich alles getroffen. Man muss nur die Waffe kennen!

Langwaffen

Jeder wünscht sich eine „schöne“ Langwaffe. Aber trifft sie auch gut? Und… was will ich eigentlich jagen?
Ursprünglich wollte ich mit meinem Steyr SSG-69 PI 7.62 Winchester jagen. Ein Ausbilder meinte, mit so einer Waffe würde ich nie zu einer Jagd eingeladen. Also habe ich sie verkauft und eine Sauer 90 gekauft. Damit habe ich mich technisch verschlechtert, denn mit der Steyr hole ich den Mond runter… Wie dem auch sei. Nicht alle „Ratschläge“ annehmen, sondern selbst entscheiden. Ein brauchbares Jagdgewehr mit Glas gibt es gebraucht schon ab Euro 2.000,00. Tagsüber kommt man damit auf Rehwild sicher zurecht.
Wenn aber Nachtansitze anstehen oder mehrere Wildarten erlegt werden sollen, ist eine reine Kugelwaffe nicht das Richtige.
Auch bei der Munition bzw. dem Kaliber gehen die Meinungen auseinander. Ich hatte 30.-06 mit Nosler-Geschossen. Es hat lange gedauert, bis ich herausgefunden habe, dass diese Kombination die beste ist.

Aber im Ernst, ein gutes Jagdgewehr fängt bei Euro 5.000,00 an und ist nach oben offen (Euro 120.000,00!!!) Dazu kommt noch das Glas. Leuchtpunkt ist gut. 8 x 56 ist üblich. Da ist man auch schon bei Euro 2.000,00 mit Schiene.
Ich würde heute nur noch eine kombinierte Waffe kaufen. Also die Bockbüchsflinte B 97 von Blaser. Sehr gutes Gewehr! Kaliber 12 mit 30.-06 wäre top.
Was ist mit dem Drilling? Ich habe immer 3 Läufe dabei. Alle Patronenlager müssen gefüllt sein, also schwer. Für jemanden, der bei Jungjägern Eindruck schinden will, ist die Waffe natürlich gut. Aber nicht praktikabel.
Einen Fuchs kann ich entweder mit der Kugel oder mit Schrot erlegen. Nicht jeder will einen Fuchs essen. Obwohl ich noch einen Schweizer Jagdgast hatte, bei dem regelmäßig Fuchs auf den Tisch kam. Der wurde auch gegessen.
Ich habe auch schon einen Hasen mit der Büchse erlegt. Den Kopf braucht man nicht unbedingt.

Das Glas muss gut sein. Zeiss, Leica oder Swarowski sind gut. Die Lichtstärke ist wichtig. Aber was man im Fernglas noch sieht, sieht man im Zielfernrohr nicht mehr! Vorausgesetzt, man hat ein gutes Fernglas. Ich war mit meinem Zeiss 8×56 sehr zufrieden. Leider war es sehr schwer.
Am Fernglas sollte man auf keinen Fall sparen! Spätestens beim Nachtansitz rächt sich der Geiz.
Mit einer „normalen“ Ausrüstung kommt man sehr schnell auf Euro 10.000,00. Und da ist noch kein Stück geschossen!

Rehbock

Erste Jagdeinladung

Wie bekomme ich als Jungjäger eine Einladung zur Jagd? Nun, am Jägerstammtisch, bei den wöchentlichen Hegeringabenden. Da wissen die Kollegen schon, wer was ist und wer was kann. Es gibt Pächter, die geben dem Jungjäger gerne mal die Gelegenheit zu jagen. Es gibt aber auch Pächter, die Gegenleistungen in Form von Dienstleistungen haben wollen. Das Verhältnis ist selten gut. Die erste Einladung entscheidet über die ganze Jägerkarriere!!!

Jagdschein

Der erste Schuss

Ich hatte Glück mit meinem netten Pächter. Das Revier war voll wie ein Tierpark und der Pächter wollte mir auch ein Waidmannsheil geben. Und so saß ich am späten Nachmittag mit dem Jagdaufseher zusammen. Rechts von mir Rotwild, vor mir Schwarzwild, halblinks Damwild und links Rehwild. Es war unglaublich. Bis mir der Jagdaufseher einen Schmalreh freigab. Auf gut 120 Meter habe ich geschossen. Lag im Knall. War eben Sportschütze. Der Jagdaufseher hat das Stück aufgelockert und als er wieder auf der Leiter stand, hat er mir auch noch einen Damhirsch freigegeben. Was soll ich sagen… Es war ein interessantes Erlebnis. Was mir allerdings fehlte, bzw. was ich nicht spürte, war das angekündigte Jagdfieber. Ich sah die Stücke schon vor dem Schuss auf meinem Teller. Das war alles. Auch das Aufbrechen fiel mir leicht. Der Wildhüter brach das Schmalreh auf, um mir zu zeigen, wie es geht. Unter seiner Aufsicht habe ich den Hirsch dann selbst aufgebrochen.
Diese Jagdeinladung bekam ich OHNE Gegenleistung!!! Und so habe ich es auch gemacht, als ich selbst Jagdpächter war.

Wie geht es weiter?

Nun, nach 3 Jahren gibt es die Möglichkeiten der Pacht, des entgeltlichen oder des unentgeltlichen Begehungsscheines.

Alle 3 Optionen kosten Geld! Ich kenne nur Jagdaufseher, die für einen unentgeltlichen Begehungsschein nichts bezahlen mussten.

unentgeltlicher Begehungsschein

Gleich nach den USA habe ich mir einen „gekauft“. In der Eifel bei Manderscheid. Hochwildjagd, Rotwild, Rehwild und Schwarzwild. Für DM 12.000,00 im Jagdjahr. Abschuss nach Absprache, ohne Mithilfe im Jagdbetrieb und ich durfte Gäste einladen. Es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte.
ABER! Sobald Geld an den Pächter fließt, ist es eine unentgeltliche Begehungsschein und muss der Unteren Jagdbehörde gemeldet werden. Also nicht legal.

entgeltlicher Begehungsschein

Als ich noch in der Schweiz arbeitete, bekam ich für ein Jahr einen Pirschbezirk im Wald des Fürsten zu Fürstenberg in Eisenbach. Dort stand auch die große Jagdhütte. Auf 180 ha hatte ich 14 Stück!!! Rehwild auf dem Abschussplan! Reine Waldjagd im Ausflugs- und Urlaubsgebiet! Und, so sagte mir der Förster, wenn ich den Plan vorzeitig erfülle, bringt er mir einen neuen!!! Jetzt wusste ich: Nur totes Wild ist gutes Wild …. Ich habe nur 3 Rehe und 2 Sauen geschossen. Aber es war ein tolles Erlebnis, mitten im Wald zu leben. Kilometerweit bis zur nächsten Siedlung.

Jagdpacht

Schwierige Entscheidungsfindung. Welche? Wo? Wie teuer? Wildschaden, wie hoch? Unterbringung? Wildkammer? Jagdaufseher? Hochsitz? Nachbarn? Das Wichtigste: Jagd immer allein pachten! Wer sich die Jagd allein nicht leisten kann und auf Mitpächter angewiesen ist, sollte die Finger davon lassen.
Ich habe allein gepachtet. Heute würde ich es anders machen. Wer keine Erfahrung hat, fällt mit Sicherheit auf die Nase! Der vielleicht neue Jagdpächter wird hofiert, die Jagdgenossenschaft bietet jede Hilfe an und die Wildschäden sind immer sehr gering. Aber das würde zu weit führen. Niemand in der Jagdgenossenschaft ist wirklich an der Hege des Wildes interessiert. Vielmehr an der Jagdpacht und an dem Geld, das durch Bewirtung, bezahlte Hilfe und den Kauf von Jagdmaterial im Dorf bleibt. Wildschäden IMMER DECKELN!

Kosten

  • Jagdpacht nach Ha
  • Jagdsteuer
  • Berusgenossenschaft
  • „Dorfbeiträge“, wie Spenden usw.
  • Wildschaden
  • lösen Jagdschein
  • „Hundebeitrag“
  • Jagdaufseher (Kraftstoff, Auto,..)
  • Miete Wildkammer
  • Miete Unterkunft

 

Die Kosten sind bereits hoch. Bei einem Revier von ca. 500 ha und 20,00 Euro/ha sind das ca. 18.000,00 Euro/Jahr.
Es gibt günstigere Reviere, aber auch wesentlich teurere. Nach oben sind eigentlich keine Grenzen gesetzt!

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