Sideboard bauen im Landhausstil
Ursprünglich wollte ich den Schrank aus Eiche bauen. Amerikanische Weißeiche. 20 mm stark.
Der Schrank hätte mindestens 200 kg gewogen. Also suchte ich nach einer anderen Holzart. Eiche Leimholz? Damit habe ich schon viel gebaut. Buchenschichtholz? Da macht jeder mit und sieht auch langweilig aus. Also entschied ich mich gegen meinen inneren Widerstand für Fichtenleimholz. Billig, leicht und sehr gut zu bearbeiten.
Die Teile werden vom Sägemeister meines Holzhändlers auf wirklich exakte Maße zugeschnitten. Darauf kann ich mich absolut verlassen. Der Sockel sollte zuerst fertig sein. Zum einen, weil es schnell geht und zum anderen, weil große Teile unnötig Platz wegnehmen. Die Fichte schwindet sehr schnell. Was sie auch getan hat…
Ich habe die Kante abgerundet und eine runde Rille in die Klebestelle gemacht. Das sieht schön aus. Bei diesem Schrank versuche ich, alle Teile mit Dübeln zu verbinden. Nicht nur leimen und tackern. Für diese Arbeit habe ich die Fräser aus den USA benutzt. Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie nur 30% von dem kosten, was ich bisher für deutsche Fräser bezahlt habe. Der Sockel hat 5 Rollen. Das Sideboard soll fahrbar sein. Die Rollen selbst sieht man nicht. Sie stehen 3 mm aus dem Sockel heraus. Dieses Prinzip habe ich auch in die Gartenbar und in die Vitrine eingebaut. Es funktioniert sehr gut.
Das ist der aktuelle Plan. Vorher hatte ich einen anderen Plan gemacht, weil ich keine langen Zwingen habe. Das muss man bei der Konstruktion berücksichtigen. Der Plan hat sich am Ende als unpraktisch herausgestellt. Dieser Plan passt.
Aber ich brauchte konstruktive Hilfe. Bohrungen für meine kurzen Zwingen. Dank der Löcher konnte ich meine 600er Zwingen verwenden. Die Löcher sind in der Bodenplatte und in der Deckplatte. Diese Löcher sind nach dem Zusammenbau nicht mehr zu sehen. Nur mit dieser Hilfe ist ein guter Kraftschluss der Zwingen möglich. Warum der Aufwand? Nun, die Seitenteile sollen ja am Rahmen befestigt werden. Sonst sieht man das Frontholz. Der FEIN Multimaster ist schon toll. Viel besser als das Vorgängermodell von Bosch. Leiser, präziser, besser in der Handhabung. Man braucht ein bisschen Übung, um mit dem Ding zurechtzukommen. Aber mit der Zeit macht die Arbeit richtig Spaß …
Für die Einlegeböden rechts und links im Schrank habe ich das Lochreihen-System von Festool verwendet. Ich kenne kein besseres System. Selbstgemachtes finde ich nicht so prickelnd, weil es ohne maschinelle Unterstützung nicht so genau werden kann. Wenn man einmal verstanden hat, wie man es in der Praxis anwendet, geht die Arbeit im Handumdrehen.
In einer so kleinen Werkstatt wie meiner ist die Arbeitsvorbereitung sehr wichtig. In der richtigen Reihenfolge und mit der vorherigen Konstruktion unter Berücksichtigung der Proportionen können auch große Teile bearbeitet werden.
Zuerst habe ich die Mittelteile mit Boden und Deckel verleimt. Die Mittelteile haben bereits die Auszüge montiert. Es ist praktischer, wenn man das vorher macht.
Auch die Türmechanik habe ich schon vor dem Einbau in den Rahmen vorbereitet. Das schmale Seitenteil der Türen macht den Schrank optisch ansprechender. Nur gibt es keine Seitenwand für die Topfscharniere. So habe ich 2 kleine Haltebretter angebracht, an denen die Kreuzplatten befestigt werden können. Die Türen passen perfekt.
Die Schubladen sind aus dem gleichen Material. Fichtenleimholz 18 mm. Die Teile habe ich mit einer Nut versehen, um die Bodenplatte einlassen zu können. Das ging gut mit einem Scheibenfräser auf dem Frästisch. Der Nutfräser hatte nur 4mm. Ich brauche aber 5mm. Kein Problem. Erst die 4mm gefräst, den Fräser 1mm höher gestellt und das Ganze wiederholt. Als Boden nehme ich Pappelsperrholz 5mm. Schubladen habe ich schon viele gebaut. Diese sind die einfachsten. Der hintere Teil ist schmaler als die anderen. So kann ich die Bodenplatte später einfach einschieben und hinten festschrauben. Sonst mache ich das nicht so.
An der Vorderseite der Schubladen ist die Blende angebracht. Die Schraubenköpfe der Griffe stehen etwas hervor und benötigen daher etwas Platz. Man kann sie zwar in die Blende versenken, aber der Aufwand ist größer als eine Aussparung in den Schubladen. Außerdem wollte ich die neuen Forstnerbohrer von Festool verwenden. Einfach gut!
Die Schubladenblenden werden wie die Rahmentüren hergestellt. Die Gegenprofilfräser sind von Festool. Gut, aber leider zu teuer. Ich lackiere alle Teile vor dem Verleimen. So habe ich saubere Leimkanten.
Das Konterprofil muss genau passen. Sonst passt die Einlage nicht richtig und der Rahmen verzieht sich beim Verleimen.
Der Rahmen muss auf jeden Fall verdübelt werden. Die Einlage liegt schwimmend im Rahmen. Vor dem Zusammenbau ölen oder lackieren. Durch die filigranen Ecken sammelt sich das Öl oder der Lack. Die Ecken sind nicht mehr sauber zu bekommen.
Vor dem Verleimen unbedingt die Rechtwinkligkeit des Rahmens prüfen. Ein nachträgliches Richten ist nicht mehr möglich. Teile vor dem Kleben schleifen. Sonst „schleift“ man die Teile hinterher.
