Frästisch selber bauen?
Jeder angehende Holzwerker wird sich diese Frage früher oder später stellen.
Das Bedürfnis nach einem Frästisch (keine Tischfräse) wird auch in der Hauptsache aufgrund von Werbung in Fachzeitschriften und im Netz geweckt. Ob ein Frästisch wirklich gebraucht wird, das ist die Frage…
Meiner Meinung nach kann man über 95% aller Anforderungen an die Bearbeitung mit einer normalen Oberfräse erfüllt werden. Sei es eine Fase an den Rand eines Holzes zu bringen oder eine Nut zu fräsen.
Auch ich stand damals vor dieser Frage und war mir sicher, dass ein Frästisch meine Wünsche nach handwerklicher Verbesserung ein Stück näher bringt. Aus heutiger Sicht ein absoluter Trugschluss.
ersten Frästisch selber gebaut
Vor fast 10 Jahren war das Angebot an Blogs, Foren und Zeitschriften im Netz noch sehr groß und jeder sprang auf den Zug auf, jedem Neuling im Holzwerkerbereich alles beizubringen. Und so habe ich alles aufgesogen wie ein Schwamm.
Ganz zu meinem Nachteil!
So habe ich mir erst- und einmalig eine Ausgabe der Zeitschrift Holzwerken gekauft um einen dort beschriebenen Frästisch nachzubauen.
Das tat ich dann auch. Mit den Teilen der genannten Bezugsquellen. Geld bzw. Kosten waren mir damals egal.
Und dann stand er da: der neue Frästisch. Zu Anfang noch mit einem Wagenheber als Einstellmöglichkeit der Oberfräse.
Nein, der Frästisch hat nicht die so gewünschte Verbesserung von Qualität der Arbeiten gebracht. Und fast sofort musste ich feststellen, dass diese „Konstruktion“ nicht nur sehr teuer war sondern auch für wirklich anspruchsvolle Fräsarbeiten einfach nur „Müll“ war.
Mein Ärger war groß. Nicht gegenüber der „Fachzeitschrift“, nein, ich habe mich über mich selbst geärgert.
Festool CMS 2200
Dieses CMS 2200, wie auch das CMS TS 55, kaufte ich Anfang 2015 bei Festool.
Zum damaligen Zeitpunkt einer der wenigen Anbieter von solchen Frästischen.
Und? Natürlich auch die OF 2200 um diese unterzubauen.
Zum damaligen Zeitpunkt war dieser kleine Frästisch wirklich gut. Trotz einiger fehlender Einstellmöglichkeiten.
Auch Heiko Rech, Tischlermeister, hatte damals einen kostenlosen Blo und auch ein Forum, in denen er wirklich Interessantes an Wissen verbreitete. Speziell für diesen Frästisch hatte er auch wesentliche Verbesserungen gezeigt.
Angefangen von einem erweiterten Rahmen zur Befestigung eines anderen Fräsanschlages, bis hin zum Plan für einen komplett anderen und wesentlich besseren Fräsanschlag.
Diese Ideen habe ich aufgegriffen und erfolgreich nachbauen können.
Leider ist Heiko Rech in die kommerzielle Seite gewechselt. Allerdings halte ich Heiko Rech noch als den aufrichtigsten „Lehrer“ für Holzwerker und abonniere hin und wieder sein Angebot.
Erweiterungen für Festool CMS 2200
Das CMS hatte keine Halterungen an den Seiten und an der Front.
Das war auch mit dem Original-Fräsanschlag auch nicht notwendig, doch war man ohne an diesen Fräsanschlag gebunden.
So habe ich den Tisch mit einem solchen Spannrahmen erweitert und war nun in der Wahl eines anderen Fräsanschlages frei.
Hierzu habe ich Ahorn verarbeitet und bin überzeugt kein anderes Holz kann diese Aufgabe besser erfüllen.
Der Aufwand hält sich wirklich in Grenzen für das, was man anschließend alles machen kann.
Anschlag für den Frästisch bauen
Dieser neue Fräsanschlag hat keinen direkten Zusammenhang mit dem Festool CMS und kann somit auf jeden Frästisch aufgebaut werden.
Die Idee ist sehr einfach und die Komponenten für diesen Anschlag sehr gut gewählt.
Diesen Anschlag kann jeder Holzwerker selbst nachbauen. Einen Plan dafür, wie auch die Baubeschreibung sind hier zu finden.
An den Anschlag können viele Hilfsmittel schnell und einfach montiert werden.
Frästisch selber bauen
Hier habe ich mir mal die Mühe gemacht einen brauchbaren Frästisch zu konstruieren:
Grundlagen sind:
Hinzu kommen noch der Schutzschalter Notaus mit Wiederanlaufschutz, Einlegeplatte und natürlich die Oberfräse selbst.
Solche Art „Grundtisch“ (ohne alles) wird im Netz bei Online-Anbietern in der Grundausstattung für Euro 400,00 angeboten.
Der hier skizzierte Tisch kostet allerdings nur Euro 150,00 !!
geeignete Tischplatte
Es ist schon sehr abenteuerlich zu sehen welche Tischplatten zu welchem Preis angeboten werden.
Die billigste Platte HPL Multiplex 1200 x 800 mm wird Online für Euro 349,00 angeboten !!!
Allerdings ist die Öffnung schon konfektioniert und man ist gezwungen dort auch die Einlegeplatte mit Liftfunktion für mindestens Euro 405,00 zu kaufen.
Dabei ist der Preis für eine große Siebdruckplatte mit Euro 25,00 schon recht gut.
Die C-Profile kosten Pfennige und die Nut dafür zu fräsen sollte jeder können, der einen Frästisch möchte. Wichtig ist, dass die Platte GLATT ist; also Holz gut darüber rutscht.
Die Kante der Siebdruckplatte ist offen zwar nicht schön, hält aber.
Es gibt bei privaten Anbietern in ihren „Shops“ Platten, die konstruktiv völliger Müll sind und dann auch noch aus beschichteter Spanplatte. Ein völlig unbrauchbares Holz für eine Arbeitsplatte, wie für einen Frästisch.
Einlegeplatte für die Oberfräse
Eine brauchbare Einlegeplatte mit Ringen ohne Lift für die Befestigung einer Oberfräse im Frästisch wird bei den deutschen Online-Händlern weit über Euro 100,00 als Preis aufgerufen. Ohne Lift.
Soeben habe ich wieder bei TEMU nachgeschaut.
Dort gibt es Einlegeplatten aus Aluminium für schon ab Euro 19,00 !!!
Sollten die Befestigungsbohrungen für die schon vorhandene Oberfräse in der Alu-Einlegeplatte nicht vorhanden sein, ist es einfach diese nachträglich einzubohren.
Die Öffnung für die Einlegeplatte muss man schon selbst fräsen. Das ist aber sicher kein Hexenwerk einen rechteckigen Rahmen in eine Platte zu fräsen.
Man kann ja erst die große Fläche aussägen und dann den Rand mit einer Oberfräse nacharbeiten.
Mehr als Euro 50,00 sollte eine brauchbare Einlegeplatte nicht kosten.
die richtige Oberfräse für den Frästisch
Meine damalige Entscheidung eine Festool OF 2200 in den Frästisch einzubauen war völlig überzogen. Warum? Weil ich keine Ahnung hatte!
Sicher, unter 1000 Watt Leistung sollte die Oberfräse nicht haben. Aber auch keine 2200 Watt. Warum nicht? Nun, in der Regel werden Fräser mit 8mm-Schaftdurchmesser eingesetzt. Das sind die gängigen und in einem Preisrahmen passenden Fräser. Sicher kann man auch mit einem 12mm-Schaft fräsen. Da reicht die Leistung auch aus.
Zumal man wirklich überlegen sollte einen „normalen“ Fräsmotor einzubauen. Denn wer baut die Oberfräse ständig aus dem Frästisch aus um sie manuell einsetzen zu wollen? Ein Fräsmotor mit Einlegeplatte und Lift sind dagegen wesentlich preiswerter. Ich würde es heute so machen. Aber man muss im Netz suchen…
Die OF 2200 in meinem Frästisch ist wie „Perlen vor die Säue werfen“.
Hier kann ich nur über meine bisherigen Erfahrungen berichten.
Sicher würde ich lieber eine richtige Tischfräse haben wollen, doch dafür reicht der Platz nicht. Preislich unterscheiden sich diese beiden Typen unterm Strich nicht besonders. Sicher, weil der „Holzwerker“ das Geld schon locker macht. Im Gegensatz zu einem Tischler, der andere Anforderungen stellen wird.
Als heutiger „Neuling“ würde ich mir auch einen Frästisch selber bauen. Das ist recht einfach und preiswert. Und für diejenigen, die wirklich preiswerte und gute Fräser haben wollen, kann ich nur PRECISIONBITS.COM empfehlen. Dort sind die Preise um die Hälfte niedriger als in deutschen Läden. Trotz Versandkosten. Einziger Wermutstropfen: es braucht eine andere Spannzange von 12,7mm Aufnahme.












